Moin moin liebe Sportsfreunde,
heute gibt es nach kurzer Pause wieder von mir auf die Ohren, immerhin hat sich in den letzten zwei Wochen einiges in Sachen Triathlon, Training und Reisen getan. Wie immer versuche ich meine Erlebnisse kurz zusammenzufassen, Euch aber vor allem einiges an Mehrwert für das eigene Training mitzugeben.
Leistungsdiagnostik: Zahlen lügen nicht!
Eine Woche nach meiner Rückkehr aus Lanzarote stand die von mir mit Spannung erwartete Leistungsdiagnostik auf dem Rad an. Um genau zu sein, handelte es sich dabei um den dritten Versuch in diesem Winter; zwei Mal ist der Test zuvor einer Erkältung zum Opfer gefallen. Vor der Diagnostik gingen mir die üblichen Gedankenspielchen durch den Kopf: eigentlich lief das Radtraining optimal, ich konnte viel Umfang trainieren, aber auch die nötige Qualität einbauen. Entsprechend gut sollten die Werte eigentlich ausfallen.
Was aber wenn nicht? Wenn das viele Training nicht angeschlagen hat und ich deutlich unter meinen Erwartungen bleibe? Das ganze Training für die Katz?
Die Diagnostik an sich war relativ simpel, ein klassischer Rampentest mit Laktatmessung und Spiroergometrie, bei dem sehr niedrig begonnen wird und der Widerstand kontinuierlich – deshalb „Rampe“ – gesteigert wird. Anders als beim Stufentest entstehen dadurch keine großen Sprünge in der Leistung und die Anpassungen von Herzfrequenz, Laktat und Atemgasen sind flüssiger. Die Analyse ist mit Sicherheit nicht so komplex wie bspw. bei STAPS, gerade weil ich aber seit zwei Jahren den gleichen Test mit identischem Protokoll fahre, bin ich mir dennoch sicher, dass diese Art mir bzw. meinem Coach genügend Aufschlüsse über mein aktuelles Leistungsvermögen und vor allem meine Trainingsbereiche gibt.
Nach dem Knock-out die Erkenntnis: Ich bin voll im Plan
Die Diagnostik ist relativ schnell abgehalten. Irgendwann geht einfach nichts mehr, das Laktat hat sich bis in die Haarspitzen vorgearbeitet und das Pedal dreht sich nicht mehr weiter so sehr ich es auch versuche: „Bis zur Ausbelastung fahren“ würden die Experten dazu sagen. Dass dieser KO später einsetzte als beim letzten Mal, ließ mich schon einmal positiv in Richtung Ergebnisse blicken: „So schlecht kann es nicht gewesen sein..!“ Die interessanten Werte kommen aber mit etwas Verzögerung:
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Maximale Sauerstoffaufnahme,
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Laktatkurve,
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Herzfrequenz,
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Trainingsbereiche
Das System spuckt viele Werte aus und der aktuelle Leistungsstand wird auf wenigen Din A4-Seiten erfasst.
Wichtig für mich sind dabei vor allem die Trainingsbereiche, die mir vorgeben, bei welcher Intensität (in diesem Fall Watt) ich die von meinem Coach vorgegebenen Einheiten zukünftig absolviere. Die gute Nachricht: die einzelnen Bereiche sind nach oben gegangen, was allerdings direkt zur schlechten Nachricht führt: die Intervalle danach taten wieder deutlich mehr weh! 😉
Festhalten lässt sich auf jeden Fall, dass das Training der letzten Monate angeschlagen hat und ich in Sachen Roth-Vorbereitung voll im Plan bin – zumindest was die zweite Disziplin angeht. Ich gehe also nicht nur mit voller Motivation, sondern auch mit wichtigen Erkenntnissen in die nächsten Wochen und Monate.
Laura Philipp macht es vor: Regelmäßige Kontrollen
Was wäre, wenn wir fast unbegrenzten Zugang zu diesen nicht ganz kostengünstigen Tests hätten? Wenn wir unseren Fortschritt nicht ein- oder zwei Mal pro Jahr, sondern monatlich messen könnten? Es gibt interessante Beispiele erfolgreicher Athleten, die genau diesen Weg gehen. Explizit geht es dabei um die Trainingsgruppe von Philipp Seipp: Laura Philipp, Nils Frommhold, Florian Angert und Franz Löschke; die Liste der von Seipp trainierten Athleten liest sich beeindruckend und die Methoden des Trainers sind innovativ und erfolgreich. So setzt er unter anderem auf regelmäßige Leistungsdiagnostiken, um die Fortschritte seiner Athleten kontinuierlich dokumentieren und Rückschlüsse ziehen zu können.
Mit einigen Athleten konnte ich über dieses Konzept genauer sprechen. Wichtig ist vor allem die Reproduzierbarkeit der Tests um sie miteinander vergleichen zu können. Das heißt im Detail: die Tage vor der Diagnostik sind standardisiert:
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gleiche Trainingsbelastung,
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gleiche Ernährung,
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gleiche Uhrzeit des Tests.
Nur so kann die volle Aussagekraft gewährleistet werden. Keine Frage, diese Art der Trainingssteuerung und Analyse kann als Königsweg angesehen werden; zumindest spricht der Erfolg der oben genannten Athleten Bände und die regelmäßigen Diagnostiken sind mit Sicherheit ein wichtiger Schlüssel. Der Trainer ist durch die regelmäßigen Werte in der Lage auf das Training zu reagieren und Stillstand zu vermeiden. Eine genauere und detaillierte Form der Trainingssteuerung ist wohl kaum möglich.
Der Mix macht’s!
Für „uns“ Amateure ist dieser Weg aber leider kaum machbar; zu kostspielig und zu zeitaufwendig wäre die regelmäßige Kontrolle. Stattdessen können Amateure sich mit anderweitigen Leistungstests aushelfen:
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FTP-Tests beim Radfahren (z.B. der CP20 Test),
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400m Tests beim Schwimmen oder
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10km-Rennen beim Laufen.
Diese wenigen Beispiele stellen Möglichkeiten dar, wie wir unseren Trainingsfortschritt überprüfen und dokumentieren und Rückschlüsse auf die Effektivität des Trainings ziehen können. Standardisieren wir diese Abläufe so wie oben beschrieben, lässt sich die Aussagekraft noch einmal deutlich steigern.
Dennoch glaube ich, dass Sportler mit einem gewissen Leistungsniveau bzw. ambitionierten Zielen nicht um eine „klassische“ Leistungsdiagnostik herum kommen. Zu elementar sind die Erkenntnisse, die erfahrene Trainer aus den Spiro- und Laktatwerten ziehen und die ohne entsprechende Gerätschaften nicht gewonnen werden können.
Auf die ewig lange Liste unterschiedlicher Testprotokolle möchte ich an dieser Stelle gar nicht eingehen. Jeder Diagnostiker hat vermutlich einen anderen Weg für sich entdeckt. Eines bleibt aber: egal ob Stufen- oder Rampentest, mit maximalen Belastungen und Sprints… die Ausführung ist nur so gut wie die anschließende Interpretation der Ergebnisse!
Strand statt Schnee: ich bin dann Mal (wieder) weg!
Wie geht es für mich weiter? Eigentlich war geplant, dass ich ab Mitte März zwei Wochen als Radguide im Camp von Manuela Dierkes auf Mallorca verbringe und – weil ich schon einmal drüben bin – noch 12 Tage eigenes Trainingslager hinten dran hänge. Dabei bleibt es auch, neu ist allerdings, dass ich schon eine Woche vorher gen Süden aufbreche und im Rahmen des Runner’s World Camps in Andalusien als Lauf-Coach im Einsatz bin und von dort aus direkt nach Mallorca weiter fliege. When life gives you lemons…
Ich tausche also den Schnee gegen Sandstrand und hoffentlich viel Sonne. Vielleicht treffe ich sogar den Sportsfreund persönlich; auch der treibt sich im März ja auf Mallorca rum 😉
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In diesem Sinne wünsche ich Euch nur das Beste, reichlich Trainingsstunden und viel Erfolg für die sportlichen Ziele. Ich lass’ schon bald wieder von mir hören, versprochen. Bleibt fleißig!
Alex
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