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Alex sieht Roth #2 | Was Triathlon für mich ausmacht

Moin moin zusammen!

Ich melde mich pünktlich zurück und wie versprochen gibt es heute einen kurzen Abriss meiner sportlichen Vergangenheit und die Gründe für den Einstieg in den Triathlon. Außerdem verrate ich Euch, warum ich aktuell mit dem Sport so glücklich bin wie schon sehr lange nicht mehr. Eine Reise durch meine Kindheit und Jugend, den Leistungssport und dem schwierigen Umgang mit Druck.

Kaltstart im Triathlon

Es muss 2013 gewesen sein, da begann ich mit dem Triathlon. Ein Rennrad hatte ich dank meines ehemaligen Tennistrainers schon. Der war genau wie ich großer Lance Armstrong Fan (VOR dem Skandal wohlgemerkt), so dass ich mir mein erstes Rad von Trek zusammengespart habe. Gelaufen bin ich auch regelmäßig und der Sport bot mir die Gelegenheit, meine Energie zu verpulvern. Also lief ich drauf los. Ohne Plan, ohne Struktur. Hauptsache häufiger, länger und schneller. Es folgte der erste Marathon In Rostock ohne wirkliche Vorbereitung, das war weder schön, noch sinnvoll, aber es hat Spaß gemacht. Die neue Disziplin bot mir die Gelegenheit, nach Jahren der Stagnation und teilweise schmerzhafter Rückschritte, wieder sportliche Entwicklungen zu machen – immerhin war ich blutiger Anfänger.

Gleiches galt fürs Schwimmen: keine 25m konnte ich am Stück kraulen, ohne in panische Atemnot zu verfallen – gerade das hat mich gereizt. YouTube, Ehrgeiz und Disziplin sorgten dafür, dass es irgendwann „KLICK“ gemacht hat. Ich konnte eine Bahn kraulen, dann zwei, dann zehn. Bis heute nicht schnell, aber ohne Überlebenskampf.

Alex gegen seinen inneren Schweinehund im Wettkampf

Und so stürzte ich mich in das nächste Abenteuer: Triathlon! Meine erste Sprintdistanz beendete ich irgendwo im tristen Mittelfeld, ehrfürchtig vor den Jungs, die vorne mitgemischt haben. Genauso planlos wie zuvor trainierte ich immer mehr, holte mir schließlich den ersten (fachfremden) Trainer an die Seite und wechselte nach zwei Jahren zu meinem ersten und immer noch aktuellen Triathlontrainer, der mir mit einer Struktur, Plan und Wissen zur Seite steht.

Wieso ich den Sport aktuell so mag

Jetzt aber zu der Frage wieso ich zur Zeit so glücklich und zufrieden bin, auch wenn ich mich selber stark unter Druck setze und viel von mir erwarte. Das liegt wohl in meinem Naturell und kommt in den nächsten Zeilen noch häufiger vor. Auch darüber habe ich schon einen Blog geschrieben.

Sport ist der Mittelpunkt in meinem Leben und das war er schon immer! Über nichts Anderes unterhalte ich mich derart gerne, nichts Anderes tue ich mit mehr Leidenschaft und über nichts Anderes schreibe und spreche ich lieber – beruflich und privat.

„Im Training stehe ich in einem fairen täglichen Wettbewerb gegen mich selbst, der mich reizt, der mich herausfordert und der mir unendlich großen Spaß macht!

Triathlon funktioniert dabei ganz anders als meine ersten Sportarten Tennis und Fußball. Es gibt zwar auch hier direkte Konkurrenten gegen die Du antrittst, der stärkste Gegner aber bist Du selbst. Das Ziel muss es nicht sein, den Platz als Sieger zu verlassen, sondern das Ziel zu erreichen. Zumindest ergeht es mir so, vor allem mit Blick auf die Langdistanz. Es gibt nicht nur den einen Sieger, der den Zielbogen zuerst durchläuft. Jeder, der die unglaubliche Distanz bewältigt und unter Umständen ein persönliches Ziel erreicht, kann sich als Solcher fühlen. Ich kann durchaus damit leben, in den Ergebnislisten „unter ferner liefen“ aufzutauchen, solange ich eine für mich gute Leistung abgerufen habe. Platzierungen sind mir – die Einstellung habe ich in den letzten Jahren ganz neu entwickelt – egal!

Aus diesem Grund trainiere ich auch lieber als dass ich Rennen bestreite. Auch im Training stehe ich in einem fairen täglichen Wettbewerb gegen mich selbst, der mich reizt, der mich herausfordert und der mir unendlich großen Spaß macht! Vom Kampf Mann gegen Mann bin ich müde, habe davon in meinem Leben genug bestritten und mich zu sehr aufgerieben. Die Einstellung wurde mir in verlorenen Endspurts zwar schon des öfteren zum Verhängnis, weil der letzte Biss gegen den Gegner neben mir fehlt, ist aber deutlich gesünder und nachhaltiger als das, was ich in weiten Teilen zuvor gemacht habe. Das ist es, was mich so glücklich macht. Triathlon gibt mir die Möglichkeit, mein Schicksal weitestgehend in meine eigenen Hände zu legen und mich nicht in eine Abhängigkeit von Anderen zu begeben.

So viel zum Triathlon, darum geht es ja hauptsächlich in dieser Blog-Serie und trotzdem sind in den letzten Absätzen einige andere Punkte gefallen: Tennis, Fußball, Druck, Gegner und Erwartungshaltung; nur um einige zu nennen. Ich habe meine sportlichen Aktivitäten bis 2013 Mal in Kurzform runter geschrieben. Zum Einen um Euch einen Einblick in das zu geben, was ich bisher erlebt habe und warum ich manche Dinge im Triathlon so sehe wie oben ausgeführt, und zum Anderen weil es mir großen Spaß gemacht hat, mich zurückzulehnen und über das nachzudenken, was mein Leben maßgeblich geprägt hat. Dieser Reflexion geht man ja viel zu selten nach in den hektischen Zeiten. Diejenigen, die sich also für alles VOR dem Triathlon interessieren, nehme ich jetzt einmal mit auf eine kleine Reise durch meine Vergangenheit.

Früheste Kindheit

Angefangen hat meine – ich nenne es jetzt mal – sportliche Laufbahn in ganz frühen Jahren mit dem Kinderturnen. Ein schwarzes Kapitel, an das ich mich zum Glück nicht mehr genau erinnern kann – gemessen an meinen heutigen turnerischen Fähigkeiten wohl auch besser so. Begleitet hat mich von Beginn an auch Tennis; meine Mom war in ihrer Jugend eine sehr gute Spielerin und bei meiner Oma habe ich ihre vielen Pokale, Urkunden und Zeitungsartikel bewundert.

Alex zu seiner aktiven Tenniszeit

Klar, dass ich von Beginn an bei ihren Punktspielen mit „den Mädels“, einer seit Jahren verschworenen Damenmannschaft, nicht nur dabei, sondern mittendrin war. Ich habe Punkte gezählt, saß auf der Bank, habe stundenlang gegen die Ballwand gespielt – bis das Match meiner Mom vorbei war und ich endlich selber über das Netzt, damals noch deutlich höher als ich, schlagen durfte. Ich war fasziniert, gefesselt und absolut süchtig! Ganze Turniere habe ich zur Freude der Fensterscheiben und Nerven meiner Mama zu Hause im Garten gegen die Hauswand gespielt. Gewonnen hat übrigens immer Tommy Haas, eines meiner Idole.

Einstieg ins Vereinstraining

In ein geregeltes Vereinstraining bin ich allerdings erst relativ spät eingestiegen. Trainiert habe ich lange nur mit meiner Mom, das hat mir am meisten Spaß gemacht. Deutlich mehr als bei meinem ersten „richtigen“ Trainer, der regelmäßig mit Flachmann auf den Platz kam und das Training sagen wir… entspannt gestaltet hat.

Zu der Zeit habe ich auch mit Fußball begonnen; zumindest im zweiten Versuch. Beim ersten Training habe ich es nur bis auf den Parkplatz geschafft, habe mich beim Anblick der Mannschaft ganz zu Freuden meiner Oma panisch und mit Nachdruck geweigert das Gelände zu betreten und bin unverrichteter Dinge wieder ins Auto gestiegen und wurde davon gefahren. Beim zweiten Versuch war mein bis heute (und bis in alle Tage) bester Kumpel dabei. Eine gute Starthilfe und der Einstieg in den Vereinsfußball. Auch diese Liebe hat sich im Anschluss rasant entwickelt und mit etwas Abstand kann ich über den ersten kläglichen Versuch des damals so schüchternen und kleinen Buben herzhaft lachen.

Als Hamburger habe ich außerdem Feldhockey gespielt; das können viele von euch vielleicht nicht nachvollziehen, aber Hamburg ist eine, wenn nicht sogar DIE Hockey-Hochburg in Deutschland.

Ich habe also drei Sportarten parallel betrieben, alle mit unendlich viel Eifer, Ehrgeiz und Spaß. Und alle samt mit Bällen, was mir bis heute mit Abstand am meisten liegt. Gebt mir eine Orange, einen Tischtennisball oder zur Not eine Papierkugel, irgendwie werde ich schon damit umgehen können und auch Jonglieren habe ich mir in 10 Minuten Langeweile beigebracht. Nur auf Schlittschuhe, Roller Skates oder Skateboards solltet ihr mich besser nicht sehen. Lediglich mein unbändiger Wille mich zu bewegen und solange zu laufen bis das Training vorbei und die nächste Trainingsgruppe mich vom Platz geschmissen hat, ließ auf meinen Einstieg in den Ausdauersport vermuten.

Die Sache mit dem Leistungssport

Eine Eigenschaft, die ich mir bis heute erhalten habe, ist die, alles mit 100% Einsatz zu machen. Halbe Sachen kenne und mag ich nicht! Mit drei Sportarten parallel gar nicht so einfach umzusetzen und so kam es mir fast gelegen, dass ein Spieler der gegnerischen Mannschaft mich beim Hockey in bester Tiger Woods Manier im Ausschwung an der Nase getroffen und mir eine dicke Platzwunde zugefügt hat. Die Entscheidung, welche der drei Sportarten ich aufhöre, ist mir dadurch denkbar einfach gefallen.

Aber selbst mit zwei Sportarten – und eine leidige Nebenbeschäftigung namens „Schule“ – bin ich an den Rand meiner Belastbarkeit gekommen. Teilweise zwei Mal Training am Tag und Wochenenden, an denen ich Samstags erst zwei Matches beim Tennisturnier gespielt habe um anschließend zum Fußball Punktspiel zu fahren. Viel zu spät natürlich, das Spiel lief schon. Schnell am Rand umgezogen, zwei Minuten warmgelaufen, eingewechselt, durchgespielt. In der Nachbetrachtung finde ich es immer wieder erstaunlich, was man als Kind an Belastungen wegstecken kann… und wie alt und zerbrechlich ich im Vergleich geworden bin 😉

Mann gegen Mann!

Irgendwann habe ich es in beiden Sportarten in die Auswahl- und Verbandskader Hamburgs geschafft, wodurch das Pensum nicht gerade kleiner wurde. Parallel mit der gestiegenen Erwartungshaltung stieg auch der Druck, den ich mir zu großen Teilen selbst auferlegt habe. Wie gesagt: immer 100%! Umso glücklicher bin ich damit, dass in dem häufig so schwierigen sportlichen Umfeld voller aufgeregter und überehrgeizigen Eltern, meine Mom nie Druck ausgeübt hat. Das einzige, was sie wollte, war, dass ich nicht aufgebe, Fairness und Respekt zeige und mich anständig benehme. Letzteres (das Benehmen) war beim Tennis gar nicht sooo einfach: meine Schläger flogen hoch und weit und gebrüllt wurde bis auch der letzte Besucher der Anlage mitbekommen hat, dass ich auf dem Platz stehe. Wer mich auf dem Tennisplatz erlebt hat, wird mich im „normalen Leben“ nicht wieder erkennen…

Mach lieber nur eine Sache richtig

Nach einigen Jahren des hin und her gerissen seins, des ewigen Wechselspiels zwischen Einzel- und Mannschaftssports und dem Abwägen, welche Trainings und Spiele ich wann bevorzugt behandle, musste ich mich irgendwann für eine Sportart entscheiden. Die Spiele sind so unterschiedlich, dass die Entscheidung unglaublich schwer fiel. Ich nehme euch einmal in die Dynamiken mit:

Beim Fußball läuft – oder lief zumindest damals so – dass es zu Beginn eines Jahres/Saison ein Sichtungsturnier für die Auswahlkader gab, für das Vereine, gemessen an ihrer Größe, eine gewisse Anzahl an Spielern schicken durfte. Hat man es in der Auswahl geschafft, so hat man zwei Mal die Woche in dieser Gruppe trainiert und teilweise Spiele gegen andere Landesverbände bestritten. Alle – ich schätze – vier bis sechs Wochen hieß es dann: „wir sind zu viele Spieler und müssen uns von drei Jungs trennen; diejenigen bekommen in den nächsten Tagen Post. Dass ich in den nächsten Tagen mit nur halbherziger Aufmerksamkeit den Schulunterricht verfolgt und anschließend nervös zum Briefkasten geschlichen bin, muss ich wohl nicht erzählen. Du warst Teil eines Systems, austauschbar mit einer Vielzahl an talentierten Jungs, die alle den gleichen Traum verfolgen.

Ich habe mich – auch des Umfelds wegen – für Tennis entschieden. Brüllende Eltern, aus Frust foulende Gegner und beleidigender Trash-Talk wie es beim Fußball häufig der Fall war; damit wäre ich nicht glücklich geworden. Ich kann es nicht belegen, aber bis heute dürfte ich einer der wenigen Spieler sein, die den Platz im Kader freiwillig abgegeben haben. Tennis ist in der Dynamik des Spiels gänzlich anders: Mann gegen Mann, jeder einzelne Punkt ein Kampf, keine Mannschaft, hinter der man sich verstecken kann. Der Druck lastet ausschließlich auf Dir alleine: ich war teilweise so verkrampft und angespannt, dass ich mich zwischen den Ballwechseln aufs Atmen konzentrieren musste um Luft zu bekommen.

Nach zu vielen Verletzungen und verlorenen Nerven dann der Schlussstrich. Ich lief meinen eigenen Ansprüchen hinterher und hatte keine Lust mehr auf den ewigen Kampf mit dem eigenen Nervenkostüm.

Und Ihr? Was liebt Ihr an dem Sport?

Das war die Kurzform meiner sportlichen „Karriere“ der letzten 27 Jahre. Sie ist geprägt von der Einstellung, täglich 100% geben zu wollen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Neu ist jedoch der Grund für diese 100% – die Leichtigkeit und der Sinn dahinter. Ich glaube es ist fair zu sagen, dass ich durch Triathlon eine neue Seite des Sports kennen und lieben gelernt habe.

Zum Schluss würde mich natürlich Eure Meinung interessieren. Welche Dinge gefallen Euch am Triathlon und am Ausdauersport generell? Sind es Platzierungen, sind es Erlebnisse, Leistungswerte oder soziale Aspekte? Ich freue mich auf Eure Einblicke!

Bis dahin, bleibt fleißig!

Alex

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Die Langdistanz ist die Königsdisziplin im Triathlon. Alex wird als Gastautor auf dem Sportsfreund Blog in den nächsten 5 Monaten von seiner Vorbereitung auf die Challenge Roth berichten. Keine 0815 Trainingsweisheiten, sondern ehrliche und authentische Erfahrungsberichte - samt den Erfolgen und möglichen Rückschlägen. Kurzum: Alex sieht Roth!

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