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Alex sieht Roth #7 – Ende gut, alles gut?!

Diese Zeilen schreibe ich in alter Trainingslager-Bericht-Manier dort, wo Beinfreiheit ein frommer Wunsch und Illusion zugleich ist – im Flugzeug; Sitzreihe 37, Fensterplatz. Vor etwa einer halben Stunde habe ich Mallorquinischen Boden verlassen, einen letzten Blick auf Palma und seine Kathedrale geworfen, die Bergkette bestaunt und nun schwebe ich so herrlich verträumt über eine weiße, schier unendliche und so friedlich anmutende Wolkendecke. Das perfekte Setup um seine Gedanken zu sortieren, die letzten Wochen Revue passieren zu lassen und in Worte zu fassen.

Und dann hat es einmal laut Knall gemacht…

Die letzten 12 Tage habe ich in Eigenregie auf Mallorca trainiert, nachdem meine Tätigkeiten als Radguide leider zu großen Teilen einer Erkältung zum Opfer fielen. Entsprechend vorsichtig war der Wiedereinstieg in das reguläre Training: zwei relativ ruhige und Umfangsbetonte 3er-Blöcke um wieder reinzukommen, bevor einige Intensitäten und Läufe rund um das angestrebte Marathontempo Einzug in den Trainingsplan hielten.

„So muss sich Laufen auf der Langdistanz anfühlen..!“

Das Training lief gut und vielversprechend. Lediglich an einem Tag bin ich aber mal so schonungslos gegen die Wand gelaufen, dass ihr den Knall in Deutschland eigentlich hättet hören müssen. Der Trainingstag war „Laura-Philipp-typisch“ aufgebaut: eine lockere Einheit auf dem Rad vor dem Frühstück, danach Radintervalle an der Schwelle, gefolgt von einem längeren Koppellauf mit Endbeschleunigung. Die zweite Radeinheit war schon durchwachsen, der Lauf zäh und die Endbeschleunigung knüppelhart. Um ehrlich zu sein musste ich – zumindest soweit ich mich richtig erinnere – das erste Mal im Training Gehpausen einlegen, 30 Sekunden durchatmen und weiterlaufen. Fast wie Frodo in Frankfurt 2015…Fast! 😉

Hangloose Style? Immer!

 

Muskulär war ich noch einigermaßen (!) auf der Höhe, energetisch kurz vor der Existenzangst. Während ich die letzten 5km auf dem „Alii Drive Mallorcas“ – der Verbindungsstraße von Playa de Muro und Can Picaford – also in Schleppschritt absolvierte, dachte ich nur eine Sache: „So muss sich Laufen auf der Langdistanz anfühlen..!

„Wir neigen dazu, nur das zu sehen was wir NICHT geschafft haben und vergessen das Geleistete“

Inspiriert von der positiven Lebenseinstellung von Kumpel Johannes Moldan (Stichwort: #MoldanPositivity) habe ich während der Einheit und vor allem in der Bewertung danach versucht, das Gute herauszuziehen: zwei Sachen stachen dabei hervor:

  1. Ich weiß jetzt, dass ich unter harter Belastung Gehen und Laufen im Wechsel kann und dabei sofort wieder auf die angestrebte Pace komme. Gerade was Verpflegungszonen angeht gar nicht schlecht..!
  2. Ich habe es durchgezogen. Zwar habe ich die Vorgaben nicht zu 100% erfüllt, aber ich hätte es mir einfacher machen können. Schon vor dem Loslaufen das Handtuch werfen, den Lauf verkürzen, die Endbeschleunigung streichen. Nix da; ich habe durchgezogen!

Illusion „perfekte Vorbereitung“

Im Podcast, den Sören und ich auf Mallorca aufgenommen haben, habe ich sinngemäß gesagt: „Wir neigen dazu, nur das zu sehen und zu beurteilen was wir NICHT geschafft haben und vergessen das Geleistete.“ Etwas, das wir – also alle Athleten – beherzigen sollten ist, dass es wohl illusorisch ist, eine gesamte Vorbereitung über ein Jahr zu 100% erfolgreich zu bestreiten. Rechnen wir Mal mit 7 Monaten Vorbereitung, 30 Wochen. Bei durchschnittlich 15 Wochenstunden kommen da 450 Stunden Training zusammen. Bei 20 Stunden pro Woche steht am Ende der Gleichung 600. Wenn da 15 Stunden durch eine Erkältung draufgehen, die eine Laufeinheit nicht wie gewollt lief oder das Schwimmtraining beruflichen Verpflichtungen zum Opfer fiel; geschenkt! Die Basis ist bei einer strukturierten und weitestgehend disziplinierten Herangehensweise da. Sich daran zu erinnern, die Ruhe zu bewahren und die positiven Erlebnisse höher zu bewerten als die Rückschläge ist eine schwierige, aber wertvolle Kunst.

Schicksalsschlag macht nachdenklich

Trauriger Höhepunkt des Camps war ohne Frage der tragische Unfall der Radgruppe, die von einer Autofahrerin erfasst wurde und ein Todesopfer mit sich zog. Meine persönliche Verbindung zu einer der anwesenden Fahrerinnen hat in mir eine tiefe Trauer ausgelöst, ein Mitgefühl, das so viele Triathleten und Radfahrer auf der Insel und in Deutschland zum Ausdruck gebracht haben. Man wird nachdenklich in solchen Momenten, hat man nicht selbst schon viele kritische Situationen persönlich miterlebt. Ist der Sport (zu) gefährlich? Wie kann ich mich schützen? Viele immer wieder schießen einem diese Fragen und die Fotos, die in den Berichten zu sehen waren, durch den Kopf. Am Tag darauf war ich fünf Stunden Radfahren; ich gebe zu: Spaß dabei hatte ich nicht! An dieser Stelle möchte ich der Familie des Opfers und allen Beteiligten mein Mitgefühl aussprechen und viel Kraft beim Verarbeiten der Geschehnisse wünschen!

Back to Business: wie es für mich weiter geht

Wie sehen die kommenden Wochen und Monate für mich aus? In zwei Worten zusammengefasst würde ich sagen: hektisch und ereignisreich! Noch nie war die Vorfreude auf zu Hause derart groß! Die ersten Wettkämpfe stehen vor der Tür, ich habe einige coole Aufträge als Moderator auf die ich mich extrem freue und im Mai gehe ich ENDLICH (bzw. hoffentlich endlich) mit meinem Unternehmen online; etwas, auf das ich seit einem Jahr hinarbeite. Unter der Marke INCYLENCE vertreiben wir coole, farbenfrohe und hochwertige Rad- und Laufsocken made in Italy! Auch hierzu wird es in den kommenden Wochen Informationen, erste Fotos und eventuell das ein oder andere Gewinnspiel geben. Eindrücke gibt es aber schon jetzt auf den Fotos und auf meinem Instagram Account. Von der Vorfreude auf meine Familie, Freunde, das eigene Bett und guten Espresso aus der Siebträgermaschine muss ich Euch mit Sicherheit nicht erzählen, das ist sowieso klar! 😉

Erst einmal heißt es aber landen, ankommen, organisieren und dann weiter in mein übliches unorganisiert-organisiertes Leben in Hamburg.

Ihr werdet von mir hören; bis dahin, bleibt fleißig!

Alex

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über

31 Jahre jung, Freigeist und sportverrückt. Hat irgendetwas mit Marketing studiert, um dann doch auf den journalistischen Zug aufspringen zu wollen. Passionierter Triathlet ist er auch noch. Seine Leidenschaft zum Ausdauersport, Digitalen und Kreativen lebt er auf diesem Blog aus. Hey, schreib' ihm doch mal einen Kommentar :)

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