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MYTHOS MARATHON – VORURTEILE VS.FAKTEN & ERKENNTNISSE

Foto: sportsfreund-blog.de

Das Thema Marathon spaltet die Meinungen. Es stehen einige Vorurteile im Raum, die es aufzuklären gibt. Der folgende Artikel soll einen Beitrag dazu liefern, dass der Gedanke des Marathons keineswegs gesundheitsgefährdend sein muss oder zu extrem ist. Letztlich folgt er nur einem seit alten Urinstinkt.

Der Weg zum Marathon beginnt im Kopf!

Die subjektive Wahrnehmung, Stichwort: Marathon. Für trainierte Läufer erscheint er machbar, für Nicht-Läufer kaum. Dieser Zusammenhang lässt sich mit einem Blick in die Psychologie erklären. Zunächst kann man davon ausgehen, dass Leute die sich einen Marathon als tatsächliches Ziel gesetzt haben, bereits sich mit dem Thema mehr oder weniger beschäftigt haben. Ein gewisses Selbstvertrauen liegt vielleicht schon vor. Wer sich selbst solch ein Ziel setzt, hegt bereits gewisse Gedanken des späteren Triumphes. Das Konzept der internen Selbstkontrolle. Das heißt, dass man sich für seine unmittelbaren Handlungen verantwortlich macht. „Ich könnte das tatsächlich schaffen“ oder „Mit viel Training ist das machbar“. Im Gegenteil könnte man ebenso sagen, „Ich habe keine Zeit für solch ein Training, das schaffe ich nicht“, „ Ein Marathon ist nicht gesund“, „Marathonläufer sind extrem – das muss ich nicht haben“. Welche Aussage trifft auf dich zu? Natürlich kann man das nicht pauschalisieren.

Nicht jeder mag Joggen. Darauf zielt der Artikel nicht ab. Es geht vielmehr darum, das man potentiell durchaus in der Lage wäre solch eine Distanz laufen zu können, jedoch oftmals und unbewusst externe Faktoren voranschiebt, um sich der Herausforderung zu entziehen. Diese Vorurteile sind allgegenwertig. Wenn du bereit bist, diese abzulegen bzw. nicht verspürst ist das schon der erste Schritt zum Marathon-Finisher. Erstes Fazit: Der Weg zum Marathon beginnt im Kopf! Wer hätte es gedacht.

Vorurteil Nr. 1. „Keine Zeit“

Um einen Marathon zu finishen bedarf es ein umfangreiches und zeitintensives Training. Mehrere Monate, wenn nicht sogar Jahre Vorbereitung sind ratsam. Wenn man mal davon ausgeht, dass der überwiegende Teil der Marathonläufer keine „Wiederholungstäter“ sind, also lediglich einmal im Leben einen Marathon finishen wollen. Man sich nicht als ambitionierten Hobbyläufer bezeichnet oder gar Leistungssportler ist, erscheint der Aufwand durchaus relativ hoch.

Um die benötigten Trainingskilometer „zu sammeln“ sollten es mehrere Trainingseinheiten in der Woche sein. Ein häufiges Argument ist dabei, dass man aufgrund von Arbeit, Familie oder aus welcher BegründungAusrede auch immer keine Zeit dafür hat. Früh um 6 Uhr klingelt bereits der Wecker und am späten Nachmittag nach einem stressigem Arbeitstag oder der Uni möchte man sich nur noch ausruhen. Vielleicht noch ein bisschen medial berieseln lassen? Der entscheidende Punkt ist die Motivation. Warum möchte ich einen Marathon laufen? War es eine verlorene Wette? Ist es ein Punkt auf der Lebens-to-do-Liste? Oder geht es um den Spaß am Laufen, sich wohlmöglich einer echten Herausforderung zu stellen. Wenn die Motivation vorhanden ist, stellt sich die Frage nach der Zeit nicht. Die vielen tausenden Marathon-Läufer weltweit machen es deutlich!

Vorurteil Nr. 2 – „Marathon ist nicht gesund“

42, 195 Kilometer sind zweifelsohne eine hohe Belastung sowohl mental als auch körperlich. Ein paar Fakten: Bei einer Zielzeit von ca 3:30h setzt man über 35.000 Schritte und verbrennt mehr als 2800 Kalorin. In der Muskulatur kommt es zu unzähligen Mikrofaserrissen, die letztlich in einem Muskelkater resultieren. Binde- und Stützgewebe werden enorm beansprucht, wobei Knie,- Hüft & Fußgelenk bei jedem Schritt mehr als das zweifache Körpergewicht aushalten müssen. Nach dem Marathon ist der Körper intermuskulär und auch das Immunsystem angeschlagen. Aufgrund der langen, oftmals für viele sehr intensiven (und ungewohnten) Belastung, kann man sich anschließend sehr leicht einen Infekt holen (Open Window Effekt). Ernüchternde Fakten. Ein Marathon scheint nicht viel Gutes mit sich zu bringen. Oder etwa doch?

Man kann es nicht oft genug betonen: Wie immer gilt es hierbei zu differenzieren! Für Gelegenheitsläufer, die während der Vorbereitungsphase bspw. weniger als 20-30 Kilometer in der Woche gelaufen sind, kein zusätzlich gezieltes Kraft,- und Koordinationstraining absolviert haben, ist ein Marathon durchaus eine nicht zu unterschätzende Aufgabe.

Oftmals entscheidet gar nicht unbedingt die Frage der vorhandenen Fitness (~Ausdauer den Marathon im lockeren Tempo lediglich ohne Zeitlimit zu finishen), als vielmehr die Frage, ob man bereits einen ausreichend ausgebildeten Binde- und Stützapparat entwickelt hat. Muskelgruppen und die allgemeine Ausdauer lassen sich binnen weniger Wochen mit sichtbaren Fortschritten recht gut trainieren. Anders verhält es sich bei den inneren Gewebestrukturen. Diese lassen sich nur graduell und über Zeiträume von mehreren Monaten aufbauen. Unabhängig von der Marathondistanz kann man recht simpel testen, inwieweit das körpereigene Binde- und Stützgewebe bereits entwickelt ist. Laufschuhe schnüren und los! Jetzt denkt der ein oder andere, was das soll?

Nun es geht hierbei um Selbsterfahrung und das körpereigene Gefühl – welches in Kreisen der „Bro-sience“ auch oftmals als „Muscle-Mind-connection“ zitiert wird- als vielmehr sich die theoretische Frage zu stellen: „Ich bin X Jahre alt und wiege XY Kilogramm und laufe seit Z . Schaffe ich einen Marathon?„

Diesen Ansatz halte ich mittlerweile aus eigener Erfahrung für keineswegs tauglich. So banal es klingen mag, aber jeder Mensch ist in seiner körperlichen Genetik anders konzipiert. Es kann sein, dass man bereits nach 20 Minuten erste Zwicken im rechten Knie oder den Oberschenkeln verspürt. Vielleicht kannst du auch mehrere Stunden ohne ersichtliche Beschwerden laufen. Die Betonung gilt hierbei besonders der Entwicklung eines Körpergefühls über einen längeren Zeitraum. Aussagen von Person XY über die Tauglichkeit für einen Marathon sollten relativ gesehen weniger im Vordergrund stehen – natürlich unberücksichtigt von fundierten Meinungen von Experten in diesem Gebiet oder Sportmedizinern.

Erstes Zwischenfazit: Essentiell ist die Muskel-Nerven Verbindung um seine eigene Lage einschätzen zu können.
Eine vielleicht noch wichtigere Überlegung ist der gesamte Prozess vor dem eigentlichen Marathonlauf. Bis zum Wettkampftag hat man über einen längeren Zeitraum regelmäßig trainiert und im wahrsten Sinne des Wortes Schritt für Schritt seine allgemeine Kondition verbessert. Die bereits angesprochen Muskel,- und Stützapparate gestärkt und durch eine bewusste Ernährung gesamtheitlich für sich und den Körper „Gutes getan“. Genauer gesagt vollzieht der Körper dabei eine Reihe biologischer Anpassungen, von denen einige folgend kurz aufgelistet sind.

 

  • Senkung des Blutdrucks und des Ruhepulses
  • Gesundere Cholesterinwerte
  • Bildung von Mitochondrien (~Kraftwerde in Muskelzellen)
  • Verbesserung des kardiovaskulären & kardiorespiratorischen Systems
  • Vergrößerung der Leber,- und Muskelglykogenspeicher
  • Stärkung und Bildung neuer Muskelfasern
  • Gewichtsabnahme und Reduzierung des Körperfettanteils

 

 

Ganz zu Schweigen von der positiven Einstellung und der Vorfreude die man bis zum Tag x mental aufbaut. Es lässt sich festhalten, dass der Prozess rund um den Marathon keinesfalls unbedingt gesundheitsschädigend ist – voraussgesetzt man verfolgt einen ganzheitlichen Trainingsansatz über einen längeren Zeitraum.

Vorurteil Nr. 3: „Marathonläufer sind extrem – so etwas ist mir suspekt“

Um mit diesem Vorurteil aufzuräumen, bedarf es eines weiter ausgeholten Ansatzes, der letztlich auch etwas mit der Evolution zu tun hat. Relativ zur Gesamtbevölkerung laufen nur wenige Menschen jemals einen Marathon. Für den überwiegenden Teil der Gesellschaft is es normal nicht üblich. Demnach also extrem! Wie kommt es dazu?
Im Alltag wird es kaum noch benötigt sich aktiv zu betätigen. Der Fortschritt der Technik erleichtert uns um so einige Bewegung. Fahrstühle, Rolltreppen, Automobile etc machen es uns leicht, nicht unbedingt in jeder Situation aktiv sein zu müssen. Ein Fortschritt der zweifelsohne wichtig ist, dennoch aber zwei Seiten der Medaille besitzt. Ein Marathon ist eine Distanz von 42,195 Kilometern. Das sind 105 400-Meter Bahnrunden. Klingt erst einmal viel.

Evolutionstechnisch gesehen kommt der heutige Marathon eher einem lockeren Spaziergang gleich . Frühere Jäger und Sammler, die in der Jungsteinzeit lebten, mussten täglich solche und noch viel weitere Distanzen zurücklegen um ihr Fortbestehen zu sichern. Nun mag sich der ein oder andere vielleicht die Frage stellen, was das mit unserer Gegenwart zu tun hat.
Nun es ist eine Tatsache, dass wir alle Nachfahren des Home Sapiens sind und unser Körper dafür gemacht ist, sich auf 2 Füßen fortzubewegen bzw. zu rennen. In tausenden von Jahren hat sich graduell ein nahezu optimales Verhältnis zwischen Unter.- Oberkörperaufbau entwickelt (z.b. äußert widerstandsfähige Gelenkkonstruktionen, verschiedenste Hebelwirkungen im Zusammenspiel von Extremitäten und Torso, ein Rückenmark zur Stabilisierung der Kopfhaltung….). Laufen bzw. der Laufsport an sich ist letztlich nur eine logische Folge der Evolution, wobei es schlußendlich zur Selektion kommt. Einige laufen, andere nicht. Den einen fällt es leichter, den anderen nicht. Vollkommen normal.

Weiterhin zeigt ein Blick in die Theorie der Verhaltenswissenschaften, weshalb ein Marathon für Nicht-Läufer oftmals als unbezwingbar erscheint. Den Grund lässt sich in der Motivationsforschung finden, genauer gesagt in dem Weg-Ziel Ansatz. Ebenso lassen uns Wahrnehmungsverzerrungen unbewusst vieles anders empfinden, als es tatsächlich ist. Der sogenannte „Zeigarnik-Effekt“ kommt zum Tragen. Ein formuliertes Ziel erzeugt eine kognitive Spannung, unabhängig von der tatsächlichen Überzeugung es zu erreichen. Die innere Spannung lässt sich nur dann abbauen, wenn man das Ziel Schritt für Schritt durch Handlungen abarbeitet bzw. Aufwand dafür aufbringt. Immerhin heißt es nicht umsonst: Der Weg (Training) ist das Ziel (Marathon).

Für Läufer, die auf einen Marathon hintrainieren erscheint das große Ziel mit der Zeit gar nicht mehr so herausfordernrd, wie noch zu Beginn. Ganz zu Schweige, dass es etwas Extremes sein könnte. Persönlich habe ich noch vor einiger Zeit auch immer gedacht, dass ein Marathon wohl etwas sehr extremes ist und ich das vielleicht nicht schaffe. Im September diesen Jahres habe ich meinen ersten Marathon gefinisht und was soll ich sagen: So schwer ist es gar nicht 😉

Es lässt sich festhalten, dass der Drang zu laufen demnach uralten Instinkten und Trieben entspringt und lediglich von uns in der Gegenwart mal schwächer mal stärker ausgeprägt ist. Ich denke damit sind einige der vorherrschenden Ungleichgewichte zwischen (Marathon)-Läufern und jene die es vorziehen sich eher anders zu betätigen, etwas gerade gerückt und hoffe, dass nicht jeder der das nächste Mal einen Marathon-Läufer sieht denkt: „ Ach das sind doch eh alles nur Sammler und Jäger 😀

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über

31 Jahre jung, Freigeist und sportverrückt. Hat irgendetwas mit Marketing studiert, um dann doch auf den journalistischen Zug aufspringen zu wollen. Passionierter Triathlet ist er auch noch. Seine Leidenschaft zum Ausdauersport, Digitalen und Kreativen lebt er auf diesem Blog aus. Hey, schreib' ihm doch mal einen Kommentar :)

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