Es gibt mittlerweile unzählige Bücher übers Laufen, wenngleich bisher immer noch wenige wirklich Tiefe besitzen und lediglich mit bekannten 0815 „5Km-Plänen“ daherkommen. Mir fehlt da oft die Muße und Leidenschaft zum Sport, wobei ich natürlich auch verstehen kann, dass es in erster Linie wohl auch ums Geschäft geht und möglichst viele Leser respektive Hobbyläufer ansprechen soll. Doch kann man das nicht auch mit ehrlichen Gedanken, ganz ohne jegliche Schlagworte wie „optimiertes Training“ oder „Glykogenspeicher“? Ja, das kann man und deshalb möchte ich Dir im sechsten Teil der Rubrik Buchempfehlung „Läuferleben. Von Freude und Schmerz – Gedanken über den schönsten Sport der Welt“ von Sandra Mastropietro vorstellen. Sie hat sich die Zeit genommen und einfach mal alle Gedanken und Gefühle zu ihrem persönlichen Läuferleben aufgeschrieben. Doch hat das Ganze überhaupt einen Mehrwert ohne Trainingspläne & CO?
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Hobby-Sekundenjäger oder Genussläufer – was bist Du?
Wie bereits angedeutet, geht es in „Läuferleben“ nicht primär um wissenschaftliche Erkenntnisse zum Training, sondern vielmehr um die persönliche Beziehung, die man zum Sport hat. In diesem Fall ist das eben Sandras Beziehung. Wer hier nach Tipps für schnellere Bestzeiten sucht, ist wohl fehl am Platz. Denn wie Sandra selbst sagt, ist sie heute kein „Hobby-Sekundenjäger“ mehr, sondern „Genussläuferin“. Nach dem Credo erst einmal pudelwohl fühlen, bewusst leben, kein Zwang und alles Weitere wird man dann sehn. Alles kann, nichts muss. (Anmerkung von mir: „I like!“).
Über den Fitnesshype und Laufen in Couchleggings
Das Buch ist in 7 Kapitel unterteilt, wobei die Unterteilung wohl nicht wirklich ernst gemeint ist und vielmehr notwendiges Übel für den „Buchcharakter“ ist. Jedes Kapitel wird durch ein Deckblatt mit kleinen Kritzeleien und Schlagwörtern als Anhaltspunkt für den Inhalt eingeleitet. Mal was anderes!
Zunächst stellt sie sich die Frage was Laufen überhaupt (für sie) bedeutet – „laufende Reise zu sich selbst“ – und knüpft die Verbindung zum heutigen Fitnesstrend. Relativ zynisch rechnet sie mit neumodischen Dingen wie dem „clean eating“ oder dogmatischen Sichtweisen ab, wobei sie es auch ganz gut versteht, sich selbst auf die Schippe zu nehmen (#laufeninCouchleggings :D).
Da „Läuferleben“ für mich eher ein Sammelsurium an Lebenseindrücken und Anekdoten ist, bringt es nicht viel genauer auf die einzelnen Kapitel einzugehen. Zwar gibt es auch so etwas wie einen Theorieteil, doch der fällt sparsam aus. Natürlich geht es auch hier nicht um Trainingspläne, sondern eher darum, was Endorphine mit einem positives anstellen können und warum und wie jegliche Zellen in unseren Körper beim Laufen mit Sauerstoff versorgt werden.
Abschließend gibt es noch ein kleines Glossar, dass natürlich ebenfalls eher mit einem Augenzwinkern gemeint ist. Stichwort: B wie Bärenhunger…
Erst Rentier Gel-chips dann Whiskey als Finishergetränk – was auch sonst…
Das Buch ist zudem mit allerlei Anekdoten und vielen spannenden Erlebnissen gespickt. Sie erwähnt Hochs wie Tiefs, die Endorphine aber auch die Schmerzen und Tränen, die Laufen mit sich bringen kann.
Apropos Erlebnisse: Davon gibt es echt eine Menge. Sandra’s Liste an Läufen rund um die Welt ist ziemlich krass! Neben vielen Marathons (Jerusalem oder Mumbay) hat sie bereits einige Ultrarennen bestritten, wobei sicherlich der Dead sea Ultra Marathon oder der Tierra Arctic Ultra (120km!!) echte Schwergewichte sind. Abgesehen von der Leistung, gefällt mir Sandras Art die Erlebnisse nach zu erzählen. Packend, teilweise ulkig, selbstironisch und faszinierend. Verblüffend fand‘ ich auch die Story mit dem Whiskey als Finishergetränk in Schottland oder auch die Rentier Gel-chips, die sie beim Artic Ultra zur Verpflegung bekommen hat. Das nennt man dann wohl nationale Wettkampfkulinaritäten…
Ich musste beim Lesen das ein oder andere Mal grinsen und ein paar Mal auch laut lachen, da die Gedanken von Sandra wohl jeder Läufer bzw. jede Läuferin so oder so ähnlich schon durchdacht und erlebt hat. Beispielsweise schreibt sie über die hohe Kunst sich selbst zu motivieren wie folgt:
„Jaaaaaaa, es ist zwar wunderschön, aber keinesfalls einfach, dieses Läuferleben: Im Sommer zu warm, im Herbst zu nass, im Winter zu kalt und im Frühjahr zu müde oder dem Putzwahn verfallen. Der Alltag scheint uns tausendundeinen Grund zum Nichtlaufen sprichwörtlich auf einem Silbertablett zu servieren“
Kennt man doch oder? Leidenschaft und notorische Motivation hin oder her: Jeder kennt diese kleinen Durchhänger. Dafür hat Sandra auch gleich noch eine 5-Punkte-Strategie in petto, wie man erfolgreich losläuft. Das ist sicherlich eher was für Laufeinsteiger. Ambitionierten Läufern wird das alles nicht mehr neu sein.
„Kein 0815 Grundkurs-Deutsch“…
Mal abgesehen von den ziemlich packenden Erlebnissen, mag ich die grammatische Vielfalt und Kreativität. Ich liebe solche Sätze wie: „(…) eure Nase, die mindestens genauso gerne läuft wie wir“ oder auch „Meine Hände zittern, mein Atem kondensiert und aus dem leichten Nieselregen werden allmählich Bindfinden“ – das ist kein 0815 Grundkurs-Deutsch, sondern spontanes Gedankengut – kreativ verpackt. Eben offen, ehrlich, vielleicht auch stellenweise etwas naiv, doch der Gute-Laune Tonus zieht sich durch wie ein roter Faden. Ich habe das Gefühl Sandras Gedanken lesen zu können, was sicherlich mit ihren intensiven Erfahrungen aber auch dem Background der Medien zu tun hat. Viel erlebt und zudem stilsicher.
Tja was könnte man noch sagen? Spätestens nach „Born to run“ ist klar, dass wir für’s Laufen irgendwie gemacht sind. Wenn man das wie Sandra weiterdenkt, erscheint es logisch, dass wir uns vor allem nach dem Laufen bzw. der Bewegung so gut, natürlich und zufrieden fühlen. Ein Zustand, den der Körper braucht, jedoch im heutigen Alltagsleben nur sporadisch erfährt.
Fazit
Läuferleben ist kein klassischer Trainingsratgeber. Stattdessen eher ein Sammelsurium von Kurzgeschichten, Gedankenschnipsel und Anekdoten zum Laufen. Die Läuferlektüre für zwischendurch zum Entspannen. Zwar hält der Spaß bei 170 Seiten nicht wirklich lang aber das ist eigentlich egal. Sandras persönliches Läuferleben würde ich wie folgt betiteln: erlebnisreich, amüsant und gutherzig. Aber auch kritisch, reflektierend und ehrlich. Es richtet sich an keine bestimmte Läuferzielgruppe. Ach und was ist nun mit dem Mehrwert?! Tja, den muss wohl jeder für sich selbst erkennen. Am Besten einfach mal reinlesen.
***GEWINNSPIEL(Beendet!)***
Der Verlag Komplett-Media GmbH hat mir 3 Exemplare von „Läuferleben“ zum Verlosen zur Verfügung gestellt. Kommentiere einfach diesen Beitrag hier und verrate uns in 3 Worten Deine Gedanken, die Dir spontan zum Laufen einfallen. Alternativ „like“ oder teile einfach den dazugehörigen Post auf Facebook und kommentiere diesen.
Das Gewinnspiel läuft bis zum 26. Mai, 23:59 Uhr. Unter allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen, verlose ich per Zufall am 27. Mai die 3 Gewinner. Die Gewinner werden per Email benachrichtigt und auf Facebook bekannt gegeben.
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Viel Glück beim Gewinnspiel und noch mehr Spaß beim Laufen!
Beste Grüße wie immer,
Sören
Titel: Läuferleben
Verlag: Komplett-Media GmbH
Autor: Sandra Mastropietro
Buch: 176 Seiten
ISBN: 978-3-8312-0427-4
Preis: 12,99 €
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Das Buch „Läuferleben“ wurde mir vom Verlag Komplett-Media GmbH zur Verfügung gestellt. Dennoch hatte dieser und die Autorin keinen inhaltlichen Einfluss auf diese Rezension. 100% subjektiv. 100% ehrlich.
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