FOOD

Marketing at it’s best – 5 Tricks der Lebensmittelindustrie

Foto:Entworfen durch flaticon

Täglich kursieren in den öffentlichen Medien neue Meldungen von Lebensmittelskandalen. Angefangen von den BSE Anfang 2000, hin zu aktuellen Berichten über Formfleisch oder katastrophalen Zuchtbedingen der Tiere. Der Grund dafür sind zumeist schwammig formulierte Lebensmittelvorschriften, die die Industrie geschickt ausnutzt. Wie bringt man den Verbraucher dazu, seine Produkte zu kaufen? Letztlich geht es ja um den Profit – äh ich meine natürlich um unsere Gesundheit. Ja klar… . Den meisten von uns sind die Tricks der Lebensmittelindustrie, bspw. wie die „Light“-Lüge mittlerweile bekannt. Leider gibt es noch eine ganze Reihe mehr an Täuschungsmanövern, die wie wir sehen werden, von den Herstellern respektive deren Marketing-Abteilungen geschickt eingesetzt werden.

Neulich im Chemielabor…

Natriumbonzoat, Xanthan, Pektine, Monokaliumtartrat und mein persönlicher Liebling: Glucono-delta-lacton (#Pokemonname? #wahrscheinlich!). Nein das sind nicht die Stoffe für eine Versuchsreihe des Chemieleistungskurses. Das sind schlichtweg nur einige wenige der Vielzahl an Zusatzstoffen, die man in den Lebensmittelen vom Supermarkt von nebenan findet. – Quasi unser „täglich brot“.

Lüge Nr. 1: Alles natürlich – keine Zusatzstoffe – ja Natürlich…!

Aufgrund der heutigen Situation in der Lebensmittelindustrie ist es ganz normal, dass Produkte mit unterschiedlichen Zusatzstoffen angereichert werden. Und das wollen wir letztlich auch. Denn wer möchte schon seine Lebensmittel nach 2 Tagen in den Müll werfen. Zusatzstoffe wie Natriumsulfit oder Essigsäure machen Produkte haltbarer. Jedoch ist es kaum von der Hand zu weisen, dass frische Lebensmittel für den menschlichen Körper besser sind, als durch eine Reihe von chemisch-industriell bearbeiten Produkten versorgt zu werden. Auf einige Zusatzstoffe könnte man ganz verzichten. Allerdings nicht die Industrie, denn die möchte ja auch Profit machen. – Ich hoffe ich werde jetzt nicht von der Lebensmittelindustrie verklagt. Nein sie wollen ja nur unser bestes. So, für’s Protokol…

Allerdings gibt es bzgl. der Zutatenliste eine Grauzone, die so mancher Hersteller dankend ausnutzt.
Generell ist es in Deutschland Pflicht Zusatzstoffe auf der Produktverpackung aufzulisten. Diese werden dann meist entsprechend ihres Klassennamens gekennzeichnet (Konservierungsstoff, Geschmacksverstärker, Verdickungsmittel, Säuerungsmittel, Aromen, Antioxidationsmittel, Farbstoffe) Soweit so gut. Doch die Praxis zeigt, dass Hersteller hier nicht immer die ganze Wahrheit erzählen. Frei nach dem Motto: Ein bisschen Flunkern ist doch erlaubt. Ja immer, aber nicht wenn es um die Ernährung geht!
Stichwort: Geschmacksverstärker. Immer öfters lassen sich in Supermärkten Produkte mit Aufschriften „ ohne Geschmacksverstärker“ oder „garantiert natürlich“ finden. Das ist auch gut so! Nur muss das nicht immer stimmen.

Hier ist man raffiniert. Anstatt z.B. den Geschmacksverstärker Glutamat zu verwenden, werden andere Stoffe wie Hefeextrakt hinzugefügt. Diese haben eine geschmacksverstärkende Wirkung und müssen eben nicht als „Glutamat“ oder mit dem Klassenname „Geschmacksverstärker dekliniert werden. Pfiffig sind se‘ ja! Besonders problematisch wird es eigentlich erst dann, wenn der Kunde eine Intoleranz gegen bestimmte Lebensmittel hat, bspw. gegen Soja. Und du ahnst es schon: Auch Sojaerzeugnisse sowie Würze-extrakte müssen nicht als Geschmacksverstärker auf der Zutatenliste angegeben werden.

Lüge Nr. 2: „Umfruchten“ ist IN

„Umfruchten“ – klingt erstmal schon suspekt, irgendwie. Was mag da wohl wieder für eine trickreiche Finesse dahinterstecken? Großer Trommelwirbel….. Dong! Hierbei werden oftmals eher seltene Früchte wie Sanddorn, Acerola oder generell Beeren-Mix auf den Produktlogos platziert. (siehe Foto unten) Diese sollen den Kunden ansprechen. Gemeinhin ist bekannt, dass jene Lebensmittel gesundheitsfördernde Wirkungen nachgesagt werden. Ein Blick auf die Zutatenliste zeigt, was wirklich hinter der Versprechung liegt. Die erstgenannten Zutaten sind die im Lebensmittel am meisten enthaltenden. Stehen Beerenerzeugnisse erst an 5er, 6er Stelle dann wurde hier wohl etwas geflunkert. Oftmals werden sogar nur Früchte-AROMEN bzw. eingesetzt. Abgesehen von der schön gestalteten Produktverpackung bleibt dann nicht viel Gutes außer ein schön teures Produkt. Oder wie ein Physiotherapeut zu mir mal auf die Frage antwortete, ob enzymatische Nahrungsmittel etwas bringen: „Die machen dir höchstens den Urin teuer“.

Als Tipp kann man sich merken, dass je nach versprochener Hauptzutat, diese auch dann an erster Stelle in der Zutatenliste erscheinen sollte. Häufig werden z.B. bei Fruchtanteilen die % in Klammern angegeben. Ist der prozentuale Anteil nicht explizit angegeben und die Zutat weiter hinten in der Liste, dann wurden hier Mengen weniger von 1-2% verwendet. Kurzum: Eine leere Versprechung.

Fruchtiger Kirschsaft oder Zuckerwasserkonzentrat?

Fruchtiger Kirschsaft oder Zuckerwasserkonzentrat?

 

Lüge Nr. 3: Ursprungsland

Bei einigen Produkten wie bei Eiern und Fisch lohnt es sich einen Blick auf die Angaben bezüglich des Ursprungslands zu machen. Ist dieses nicht eindeutig gekennzeichnet, kann man dem Produkt schon einmal einen gewissen Qualitätsmangel unterstellen. Hersteller mit lebensmittelgerechten und qualitätsgeprüften Lebensmittel werben oftmals bewusst mit Ursprungs- bzw. Herstellungsort.

Das zeugt beim Verbraucher für mehr Vertrauen. Logisch, wenn sie nichts zu verbergen haben. Doch auch hier gilt es zweimal hinzuschauen. Beispiel: Lachs, genauer Norwegisches Lachsfilet. Eine echte Gesundheitsbombe. Wie war das nochmal mit den guten Omega 3- fetten? 🙂

Nur wenn man auf die Verpackungsrückseite schaut, lassen sich oftmals bei günstigen Produkten aus den Discountern Aufschriften wie „Zucht in Aquakultur“ finden. Das ist quasi wie, wenn man Wert auf Bioeier legt, jedoch die Schachtel der Gattung „Käfighühner“ kauft. Ein nützlicher Tipp ist die Farbe des Lachses: Ist er natürlich rot zeugt das von Qualität und Frische. Verwässerte, orangeähnliche Farben lassen hingegen auf mindere Qualität schließen. Also lieber 3€ mehr bezahlen. Hier lohnt sich sparen nicht unbedingt.

Räucherlachs aus einer Aquakultur in Norwegen

Räucherlachs aus einer Aquakultur in Norwegen

Ein zweites Beispiel sind die angesprochenen Eier. Mittlerweile haben sich die Nachrichten um fahrlässig gehaltene Hühner in Mastkäfig-Hallen die Runde gemacht. Manche Supermärkte bieten deshalb nur noch Eier aus Boden- bzw. Freilandhaltung und Bioeier an. Soweit so gut. Doch auch hier gibt es ein kleines Fettnäpfchen. Das Ursprungsland von Eiern muss nämlich lediglich auf diesen selbst gedruckt werden. Nicht aber auf der Eierschachtel. Findet man dann auf der Verpackungsoberseite ein deutschen Name ist dieser für selbige Funktion zuständig. Das Ursprungsland an sich muss ausschließlich im Strichcode auf dem Ei vorhanden sein.


Beispiel: „0 – DE – 142xxxx“

„0“ = Zahl für Halterungssystem (0= ökologisch, 1 Freiland, 2 Bodenhaltung, 3 Käfighaltung)
„DE“ = Ländercode (DE für Deutschland, NL für Niederlande usw.
„142xxxx“ = Betriebsnummer

 

[caption id="attachment_579" align="aligncenter" width="300"]Freilandhaltung aus Holland Freilandhaltung aus Holland[/caption]


 

 

[caption id="attachment_582" align="aligncenter" width="300"]Eierschachtel bio Bioeier mit EU Zertifizierung aus Deutschland[/caption]

 

 Lüge Nr. 4: Werbe-Slogan vs. Produktnamen

Ach ja, was haben wir als Kinder nicht gerne diese goldgelb aussehenden Fischstäbchen abgefeiert.
Besser würde es wohl der Name „Fischknete“ treffen. Denn tiefgefrorener Fisch sowie auch Fleisch sind meist sogenanntes Formfisch,- /fleisch. Das heißt, dass das Lebensmittel lediglich zerkleinert und dann mehrmals bearbeitet zu einem Ganzen geFORMT wird. Da frage ich mich: Muss ich mir das so vorstellen, dass dort ein riesen Tank voller Fischpastete in eine Art „Gussform“ in die letztlichen Fischstäbchen passen???

Selbiges bei Fleisch. Ein Beispiel gefällig? Na wie wäre es mit einem goldgelb gebackenen Crispy-Chicken? Lecker oder? Wenn es frisch vom Schlachthof kommt, mag sein. Nicht aber wenn man hinten auf dem Verpackung als Verkehrsbezeichnung (Produktname) folgendes liest: „Hänchenbrustfilet“ zum Teil zerkleinert, mariniert, zusammengefügt, paniert, tiefgefroren. #wirdwohl nährstoffreichsein #NICHT!
Weitere Produkte, in denen Formerzeugnisse genutzt werden: Schinkenaufschnitte, Parmesankäse u.v.m.

Lüge Nr. 5: Downsizing – Weniger Inhalt, gleicher Preis

Wir sind alle Gewohnheitstiere. Doch manchmal brechen wir aus und wollen etwas Neues. Vielleicht m uns etwas Gutes tun. Da gibt es jetzt doch diese NEUE Schokolade, die besonders cremig und edel aussieht. Nehme ich heute einfach mal diese. Und im selben Moment ertönt der imaginäre Verkaufsgong: Katsching!!! Sicherlich hat kaum jemand die Zeit im Alltag jedes Produkt auf Gewicht und Inhalt zu überprüfen. Wie gesagt, Die Gewohnheit.. Aber auch hier es ist manchmal gar nicht so falsch, dem so wohlklingen „NEU“ erstmal zu misstrauen. Neu ist nicht gleich gut und schon gar nicht besser. #waseineWeisheit

Das sogenannte „Downsizing“. Oder wie es die Verbraucherzentrale auch betitelt: „versteckte Preiserhöhung“. Genau das ist es nämlich. Nicht selten kommt es vor, dass neue Produktlinien in die Regale kommen, wobei diese dann mit raffiniertem Slogan versehen sind. „Jetzt extra viel….“, oder „Völlig neue Rezeptur“. Schlichtweg handelt es sich dabei meistens um die gleichen Produkte, nur mit dem entscheidenden Unterschied, dass die Füllmenge gesunken ist.
Was bleibt also festzuhalten.
Es gibt eine schier endlose Reihe an schwammigen Lebensmittelvorschriften. Deshalb lohnt sich immer ein zweiter und dritter Blick auf das Produkt. Die Wahrheit steht oftmals kleingedruckt auf der Rückseite (Verkehrsbezeichnung, Zutatenzusammensetzung).

Wie bereits eingangs erwähnt, wäre es nicht richtig, aus diesen gewählten Negativbeispielen kategorisch den Zeigefinger auf die Lebensmittelindustrie zu richten. Schwarze Schafe gibt es überall. Hinzukommt, dass sich die Verbraucherzentrale und weitere Institutionen verstärkt für genauere Lebensmittelrechte einsetzen. Man darf auch nicht vergessen, dass wir dank modernster Produktverfahren nicht mehr wie einst Jäger und Sammler darauf angewiesen sind, ihre Beute selbst erlegen zu mussten. Wie so oft gilt es zu differenzieren. Das Wissen um die Dinge ist schon einmal ein Anfang. Was jedoch bleibt: Ein fader Beigeschmack, im wahrsten Sinne des Wortes. Guten Appetit!

Weitere nützliche Informationen findest du hier:

 

Projekt Lebensmittelklarheit, Verbraucherzentrale:  www.lebensmittelklarheit.de

 Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit:   www.efsa.europa.eu/de

Videos:
ZDF Wiso Doku, Youtube: „Alles lecker, oder was? – Lebensmitel zwischen Werbung und Wahrheit“

NDR, Youtube:  Die Tricks der Lebsnmittelindustrie

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über

31 Jahre jung, Freigeist und sportverrückt. Hat irgendetwas mit Marketing studiert, um dann doch auf den journalistischen Zug aufspringen zu wollen. Passionierter Triathlet ist er auch noch. Seine Leidenschaft zum Ausdauersport, Digitalen und Kreativen lebt er auf diesem Blog aus. Hey, schreib' ihm doch mal einen Kommentar :)

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